Wallonien
GK024 Val Saint Lambert
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Château Val Saint Lamberthttp://www.gr-atlas.uni.lu/index.php/de/articles/wi55/gl103/wa122?task=view&id=836#sigProId0a3d488963 |
Cristallerie du Val Saint LambertEsplanade du Val Kristallglas, Luxusglas, geblasen und gepresst Gegr. 1826 |
Eva Mendgen
Gründung Ihre Lage dicht an den reichen Kohlevorkommen, ausgedehnten Wäldern, Bleiminen und Kalksteinbrüchen war gut gewählt (1824 hatte John Cockerill den ersten Koksofen in Seraing errichtet). Genügend Rohstoffe waren vorhanden, ebenso eine lange gewachsene industrielle Infrastruktur, ein ausgezeichnetes Verkehrsnetz - Lüttich verfügt noch heute über den drittgrößten Binnenhafen Europas nach Duisburg und Paris – und die Lage inmitten Europas. |
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Lehrjungen am Glasofenhttp://www.gr-atlas.uni.lu/index.php/de/articles/wi55/gl103/wa122?task=view&id=836#sigProId2788f34c01 Quelle: VSL |
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Glashütte Val Saint Lamberthttp://www.gr-atlas.uni.lu/index.php/de/articles/wi55/gl103/wa122?task=view&id=836#sigProIde9d9985e1a Quelle: VSL |
Die Entstehungsgeschichte der Kristallerie Val Saint Lambert ist eng verknüpft mit der Geschichte der lothringischen Kristallerien Saint Louis und Baccarat: 1802 hatte der Pariser Geschäftsmann Aimé-Gabriel d’Artigues in Vonêche bei Namur – damals zum französischen Empire gehörend – die erste "cristallerie industrielle" mit Savoir-faire aus Lothringen gegründet. 1826 richteten ehemalige Mitarbeiter von d’Artigues in Seraing bei Lüttich die "Verreries et Établissements du Val Saint Lambert" in einer profanierten Zisterzienserabtei ein. Der Vertrieb erfolgte anfangs unter anderem über einen gemeinsamen Katalog mit Baccarat und Saint Louis in Paris. |
Expansion Der Produktkatalog von 1839 ist in fünf Sprachen übersetzt, es entstanden bis heute gültige Designs, z.B. die Glasservices Poniatiowski, Lalaing und Metternich (vgl. Baccarat, Wadgassen). Es folgten zahlreiche technische Innovationen (z.B. Boetius-Öfen), zum Teil als Ergebnis "interdisziplinärer" Arbeit (z.B. Kooperation mit dem Keramik-Ingenieur und Geschichtsprofessor Camille Renard bei der Entwicklung neuer Druckverfahren). |
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Service Gioconda, Kristallglas mundgeblasen und geschliffen, Design Philippe Wolfers für Val Saint Lambert, 1925http://www.gr-atlas.uni.lu/index.php/de/articles/wi55/gl103/wa122?task=view&id=836#sigProIdaaf1cfa930 Quelle: Katalog Val Saint Lambert |
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Vasen VSL, 1885http://www.gr-atlas.uni.lu/index.php/de/articles/wi55/gl103/wa122?task=view&id=836#sigProId6bdef83cac Quelle: Joly Antiquités |
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Glas VSL, 1926http://www.gr-atlas.uni.lu/index.php/de/articles/wi55/gl103/wa122?task=view&id=836#sigProId037057d783 Quelle: Joly Antiquités |
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Vasen VSL, 1910-20http://www.gr-atlas.uni.lu/index.php/de/articles/wi55/gl103/wa122?task=view&id=836#sigProId9182159700 Quelle: Joly Antiquités |
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Produktionsstätte in Val Saint Lamberthttp://www.gr-atlas.uni.lu/index.php/de/articles/wi55/gl103/wa122?task=view&id=836#sigProId0c50e2dba5 Foto: © die arge lola / regiofactum |
1876 schließlich kam es zur Gründung der "Cristallerie Val Saint Lambert", die wiederum wenige Jahre später zwei weitere, bei Namur gelegene Glasfabriken, Herbatte und Jambes, aufkaufte und sich jetzt "Compagnie anonyme des cristalleries et verreries du Val-Saint-Lambert" nannte. 1879 wurde eine amerikanische Presse importiert und die seit 1830 praktizierte Pressglasherstellung weiter mechanisiert (Blasmaschine). 1883 kam die große Glasfabrik in Jemeppe-sur-Meuse (Stadtteil von Seraing/Liège) dazu, die sich auf die Herstellung von Gebrauchsglas und Opaline spezialisiert hatte. Beschäftigt wurden hier Glasmacher aus ganz Europa. |
Kunst als Wirtschaftsfaktor Die Einbeziehung von Künstlern und Designern in den Entwurfs- und Produktionsprozess förderte den Absatz vor allem vor und nach dem 1. Weltkrieg mit Jugendstil/Art Nouveau und Art Deco. Léon Ledru (Paris 1855 – Liège 1926) war als Leiter des Dekorationsateliers tonangebend. Er beschäftigte ehemalige Mitarbeiter Émile Gallés wie Jean-Désiré und Eugène Muller aus Lothringen, aber auch den Lütticher Architekten und Designer Gustave Serrurier-Bovy. Jeanne et Romain Gevaert prägten nach 1900 die Produktion in Jemeppe. Val Saint Lambert arbeitete zu jener Zeit des Aufschwungs unter anderem im Auftrag des Jugendstilarchitekten und Designers Victor Horta. |
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Gussformenhttp://www.gr-atlas.uni.lu/index.php/de/articles/wi55/gl103/wa122?task=view&id=836#sigProId0e64c89be6 Quelle: VSL |
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Kristallrohmasse, Val Saint Lamberthttp://www.gr-atlas.uni.lu/index.php/de/articles/wi55/gl103/wa122?task=view&id=836#sigProIdd6b274aa86 Foto: © die arge lola / regiofactum |
1925 nahm Val Saint Lambert an der für die Kunstgeschichte so wichtigen Ausstellung "Art Déco" in Paris mit Glaskunst von Charles Graffart und Philippe Wolfers teil. 1926 folgt Joseph Simon Léon Lédru als Leiter der Designabteilung, streng geometrische Formen des Art Déco und Funktionalität treten in den Vordergrund. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts arbeiten in der Cristallerie von Val Saint Lambert noch etwa 60 Personen, darunter Glasbläser, Schleifer, Modellbauer… |
Obgleich im Laufe der letzten Jahre viele Veränderungen vorgenommen wurden, wirkt die Gesamtanlage mit den Fabrikgebäuden, dem ehemaligen Firmensitz (heute z.T. Museum und Verstanstaltungszentrum) und den nächstgelegenen Arbeitersiedlungen immer noch ausgesprochen eindrucksvoll. Ein sorgfältig geführter Besucherparcours vermittelt das Gesamtkunstwerk "Glashütte", und in einem eigens eingerichteten Schauraum mit Bühne wird Kristallglas vor den Augen der Zuschauer geblasen und in künstlerische Objekte verwandelt. Im firmeneigenen Museum sind die historischen Glanzstücke zu bewundern. Der Erforschung der Firmengeschichte sind heute leider Grenzen gesetzt, denn die Archive der Firma befinden sich im Corning Museum of Glass im Staate New York, USA. 2008 erfolgte nach Insolvenz ein Neuanfang mit der Val Saint Lambert S.A. Im Jahr 2013 musste das Unternehmen endgültig schließen. |
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Kristallproduktion in Val Saint Lamberthttp://www.gr-atlas.uni.lu/index.php/de/articles/wi55/gl103/wa122?task=view&id=836#sigProId6c14629665 Foto: © die arge lola / regiofactum |
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Kristallproduktion in Val Saint Lamberthttp://www.gr-atlas.uni.lu/index.php/de/articles/wi55/gl103/wa122?task=view&id=836#sigProIdc4293eca67 Foto: © die arge lola / regiofactum |
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Modell- und Werkzeuglager, VSLhttp://www.gr-atlas.uni.lu/index.php/de/articles/wi55/gl103/wa122?task=view&id=836#sigProId481af6d3f0 Foto: © die arge lola / regiofactum |
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Modell- und Werkzeuglager, VSLhttp://www.gr-atlas.uni.lu/index.php/de/articles/wi55/gl103/wa122?task=view&id=836#sigProId79eedfb8a6 Foto: © die arge lola / regiofactum |
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Vase VSL, 1925http://www.gr-atlas.uni.lu/index.php/de/articles/wi55/gl103/wa122?task=view&id=836#sigProId7cc9fbe9d5 Quelle: Joly Antiquités |
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Schale VSL, 1930http://www.gr-atlas.uni.lu/index.php/de/articles/wi55/gl103/wa122?task=view&id=836#sigProId929efca4a9 Quelle: Joly Antiquités |
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Vase VSL, 1925-30http://www.gr-atlas.uni.lu/index.php/de/articles/wi55/gl103/wa122?task=view&id=836#sigProIdc825d02f0c Quelle: Joly Antiquités |
Bouvy, C. 1983: Dialogue Wallonie n°19 septembre 2003, S. 4-5
Kremer, C. & A. Pluymaekers 2007: Val Saint Lambert, Turnhout
(o.N.) 1975: Louis Maréchal, tailleur sur cristaux au Val Saint Lambert, in: Au Travail !, 26 april 1975, S. 7
(o.N.) 1983: Des anciens ouvriers se racontent. Travail et Société à Seraing d'hier et d'aujourd'hui, dans l'Information, 18 février 1983, S. 6-7.
Corning Museum of Glass, New York State
Cristal Park Val Saint Lambert
Musée des Beaux Arts, Charleroi