Pfalz-Nordvogesen

Tourismus in der Pfalz und den Nordvogesen

Florian Wöltering

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Die Region Pfalz-Nordvogesen liegt auf den östlichen Ausläufern des Pariser Beckens, an denen die Muschelkalk- und Buntsandsteinschichten an die Oberfläche treten.

Kennzeichnend für diesen Raum ist eine dichte, von etlichen Wasserläufen durchzogene, abwechselungsreiche Waldlandschaft mit einem Bedeckungsgrad von 70 %, die sich von Grünbach in Rheinland-Pfalz durch die nordöstliche Auswölbung Lothringens bis ins Elsass zieht und sich weiter nach Süden am Westrand der Vogesen fortsetzt.

Im Osten bricht die Schichtstufenlandschaft des Pfälzerwaldes steil zur Oberrheinischen Tiefebene ab.

Dieser Grabenschulter ist eine etwa 3-8 km breite Vorhügelzone vorgelagert, die Haardt. Sie bildet eine Übergangslandschaft von den Höhen des Pfälzerwaldes zur etwa 150 m hoch gelegenen Tiefebene des Oberrheins.


Karte: Tourismus

 

Tourismus

Florian Wöltering, RWTH Aachen

Klimatisch profitiert dieser Bereich von der Sperrwirkung der sich im Osten erhebenden Schichtstufen des Pfälzerwaldes. Während dort Niederschlagsmengen über 900 mm bei Durchschnittstemperaturen um 9° C erreicht werden, fallen in der Vorhügelzone und der sich westlich anschließenden Tiefebene bei ganzjähriger Frostfreiheit und höheren Durchschnittstemperaturen teilweise weniger als 600 mm Jahresniederschlag.

Diese klimatisch günstige Lage ermöglicht großflächigen Weinbau entlang der Haardt. Mit der Deutschen Weinstraße external link ist in diesem Gebiet vor über 70 Jahren die erste Touristikroute Deutschlands, eine auch noch heutzutage bedeutende touristische Marke, entstanden.

Burg Trifels - Blick auf den Pfälzer Wald
Foto: © Eike Wilke 2007 

Die Anfänge des Tourismus gehen auf die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück. Das Ziel einzelner Wanderer waren v. a. die Burgen und Schlösser des Waldes.

Nach der Gründung des Deutschen Reiches 1871 wuchs der Tourismus langsam zum Phänomen des Bürgertums an, welches den Wald zum Zweck der "Sommerfrische" (Sommer-Erfrischung, Erholungsurlaub) bereiste – etliche Kurhäuser als Beherbergungsform waren die Folge, auch die Haardt war Ziel früherer Touristen.

Heute deckt sich das Tourismusgebiet größtenteils mit dem Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen external link, welchem auch die Deutsche Weinstraße external link angehört. Dabei handelt es sich um ein grenzübergreifendes Reservat external link, welches sich aus dem 1 800 km² großen Naturpark Pfälzerwald und dem 1 300 km² großen Parc naturel des Vosges du Nord zusammensetzt.

Im Vergleich zu den Naturparks der Großregion spielt im Reservat der Naturschutz eine größere Rolle, weshalb ein Zonierungssystem geschaffen wurde, das ausgezeichnete Gebiete vor menschlichen Eingriffen schützt. Daneben existieren Zonen, die für Naherholung und Tourismus freigegeben sind, sie nehmen die größte Fläche ein.

Die starke Reliefierung mit teilweise schroffen Felsklippen (v. a. im Dahner Felsenland im Süden des Pfälzerwaldes), der dichte, artenreiche Wald und weite Talwiesen machen den touristischen Reiz dieser Landschaft aus. Sie eignet sich daher vor allem zum Klettern und Wandern, wozu zahlreiche Angebote vorhanden sind.

Burgen, Schlösser und militärische Relikte können als Ausflugsziele dienen, darunter bedeutende Anlagen wie die Stauferburg des Trifels, das Hambacher Schloss in der Haardt, die Maginotlinie oder die Zitadelle von Bitche auf französischer Seite. Kleine Gewässereinheiten lockern neben den Talwiesen das Bild des Waldes auf und bieten Möglichkeit zum Schwimmen.

Neben dem Biosphärenreservat gibt es in der Region zwei weitere erwähnenswerte, grenzübergreifende Tourismusprojekte. Das ist zum einen das Projekt "Gärten ohne Grenzen" external link, welches sich als eine Reanimation alter Gartenkultur im Dreiländereck Luxemburg, Saarland, Lothringen versteht. Zwar befindet sich der Schwerpunkt im Mosel-Saar-Gebiet, doch sind zwei Gärten auch in Bitche und Saarguemines angesiedelt. 

Als weiteres Projekt ist der Europäische Kulturpark Bliesbruck-Reinheim external link zu nennen. Bei ihm handelt es sich um einen grenzübergreifenden Archäologiepark, der Fundstellen aus der Römer- und Keltenzeit beiderseits der Grenze präsentiert.

Einen starken Kontrast zu den Nordvogesen und dem Pfälzerwald bildet die 85 km lange, im Osten an den Pfälzerwald angrenzende Deutsche Weinstraße external link. Sie ist geprägt von einer monokulturellen Weinbaulandschaft, die sich von der Hügelzone bis in die Ebene erstreckt.

Am Fuße der Haardt reihen sich – wie an einer Perlenschnur – die vielen Dörfer, Gemeinden und Städte der Deutschen Weinstraße mit ihren typischen Fachwerk- und Winzerhäusern. Gemeinsam vermitteln diese kulturlandschaftlichen Elemente den Besuchern den Eindruck einer romantischen Weinregion.

Hambacher Schloß
Foto: Piel Media 2006
© Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH 

Die Deutsche Weinstraße external link kann als das touristische Zentrum dieser Region angesehen werden, insbesondere der Abschnitt zwischen Neustadt und Bad Bergzabern und die Gegend um Bad Dürkheim.

Dort finden sich die meisten der 626 Beherbergungsbetriebe und 25 135 Betten (2008) der deutschen Seite. Der Bettenanteil lässt sich zu 25 % den Privatquartieren und zu ca. 40 % den Hotels zuordnen. Die Vorsorge- und Rehakliniken bieten rund 600 Betten an.

Klettersportler am Hochstein, Dahner Felsenland
Foto: © Naturpark Pfälzerwald e.V.

Auf der französischen Seite befinden sich im Vergleich zur deutschen Seite nur sehr wenige Beherbergungsmöglichkeiten. Dort gibt es gerade einmal 20 Hotelbetriebe, die zusammen 674 Betten anbieten.

Außerdem haben sich viele Jugendherbergen und Ferienhütten in der Region angesiedelt, sie  konzentrieren sich im Gegensatz zur Hotellerie im Süden.

Im Pfälzerwald liegt auch die Mehrzahl der 23 deutschen Campingplätze. Die Campinghochburgen liegen v. a. im bewaldeten Teil der Region, hier sind das Dahner Felsenland (sieben Campingplätze) und die Umgebung von Trippstadt (vier Campingplätze) zu nennen.

Auch die französische Seite hat eine ähnliche Campingplatzdichte wie das Dahner Felsenland aufzuweisen, acht Campingplätze sind im Reservatsbereich zu finden, drei weitere liegen weiter westlich im Kanton Sarreguemines-Campagne.

Für diese Campingplätze in beiden Ländern gilt, dass Dauercamper unter den Gästen eine große Rolle spielen. Zusätzlich ziehen zwei Ferienzentren Touristen in dieser Region an.

Es sind vor allem die beiden Kurorte der Region Pfälzerwald–Nordvogesen, die Touristen anziehen. Bad Dürkheim verbuchte 2008 rund 360 000 Übernachtungen und Bad Bergzabern 320 000.

Es folgte das Dahner Felsenland mit 250 000 übernachtenden Gästen. Die Rangfolge setzt sich danach wieder mit Ortschaften der südlichen Weinstraße wie Maikammer, Neustadt und Edenkoben fort.

Damit wird deutlich, dass der  Deutschen Weinstraße external link und dem südlichen Teil des Pfälzerwaldes touristisch die größte Bedeutung zukommt. Der Norden des Pfälzerwaldes ist dagegen weniger gut besucht.

Zusammen erreichten die Gemeinden, die sich im deutschen Teil des Biosphärenreservats oder in dessen Umland befinden, etwa 2,5 Mio. Übernachtungen. Nur knapp 110 000 davon wurden von Ausländern getätigt, was einem Anteil unter 5 % gleichkommt.

Ein Drittel der ausländischen Übernachtungen ist Gästen aus den USA zuzuschreiben, was vor allem mit den dort angesiedelten militärischen Stützpunkten der US-Streitkräfte erklärt werden kann.

Neben den USA kommt den Niederländern mit 15 000 und den Belgiern mit 13 000 Übernachtungen die größte Bedeutung zu. Erst an vierter Stelle folgen die Franzosen mit knapp 10 000 Übernachtungen.

Die Luxemburger sind mit mehr als 1 500 Übernachtungen vergleichsweise gut vertreten. Dabei ist bei den Luxemburgern wie auch bei den Deutschen ein geringeres Interesse am bewaldeten Teil der Region zu beobachten.

 

Die Tourismusregion Pfalz-Nordvogesen 2008
Datenbasis:
Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz 2009

Im lothringischen Teil dieser Region wurden etwa 150 000 Übernachtungen gezählt. Unter ihnen waren 20-25% ausländischer Herkunft, wovon die deutschen Gäste etwa ein Drittel sowie Belgier und Niederländer gemeinsam etwa ein Viertel ausmachten.

Angaben zu luxemburgischen Gästen können nicht gemacht werden, weil keine entsprechenden Daten vorliegen, auch lassen sich keine touristischen Zentren anhand des vorliegenden statistischen Materials erkennen.

Angesichts der großen Anstrengungen, die von den Gemeinden des Reservats unternommen wurden, um den Tourismus zu forcieren, muss man die touristische Entwicklung als eher mäßig erfolgreich bezeichnen. Mesplier gibt hierfür die periphere Lage zu den Ballungsräumen und die relativ geringe Höhenlage der Region als Begründung an.

 

Festung Bitche
Quelle: saarbruecken.de
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Neben dem Übernachtungstourismus ist  in dieser Region der Tagesausflugsverkehr von großer Bedeutung. Die Regionen Elsass und Lothringen dienen dabei als Einzugsgebiet für den südlichen, vor allem französischen Teil.

Der deutsche Tagesausflugsverkehr lässt sich auf die Ballungsräume der Pfalz, darunter das Rhein-Neckar-Gebiet, zurückführen. Eberle schätzte ihren Anteil für die 90er Jahre auf 75 %.

Im Jahr 2006 wurden für die gesamte Tourismusregion Pfalz (die allerdings größer ist als der hier behandelte deutsche Teil der Tourismusregion Pfalz-Nordvogesen) 60 Mio. Tagesreisen gezählt, das sind beinahe ein Drittel aller in Rheinland-Pfalz gezählten Tagesreisen.

 
Die enorme Bedeutung dieses Teils der Region Pfalz für den Tagesausflugsverkehr wird deutlich, wenn man zwei Umstände bei der Bewertung berücksichtigt, nämlich erstens, dass mehr als die Hälfte der Tagesausflüge in Rheinland-Pfalz in ländliche Regionen führten, und zweitens, dass dem Kurzurlauber an der Deutschen Weinstraße und im Biosphärenreservat eine Vielzahl an möglichen Reisezielen angeboten wird.
 

Quellen


Becker, Christoph (Hg.) 2005: GrenzTouren. Exkursionen zwischen Maas, Mosel, Saar und Rhein. Trier.

Bundesamt für Naturschutz (BfN): Landschaftssteckbriefe.

Dammers, Diane 2009: Gäste und Übernachtungen in der Tourismusregion Pfalz 2008. In: Statistische Monatshefte Rheinland-Pfalz, H. 8, S. 572–580.

Eberle, Ingo 1987: Erholungsraum Pfälzerwald. In: Geiger, Michael; Preuß, Günter; Rothenberger, Karl-Heinz (Hg.): Der Pfälzerwald. Portrait einer Landschaft. Landau, S. 215–228.

Fremdenverkehrsamt der Region Lothringen 2008: Lorraine Pratique. Der praktische Reiseführer.

Geiger, Michael 1985: Die Landschaft der Weinstraße. In: Geiger, Michael; Preuß, Günter; Rothenberger, Karl-Heinz (Hg.): Die Weinstraße. Ein Portrait einer Landschaft. Landau, S. 9–50.

Geiger, Michael 2005: Biosphärenreservat Pfälzer Wald - Vosges du nord. Modellregion für nachhaltige Entwicklung über die Grenzen hinweg. In: Becker, Christoph (Hg.): GrenzTouren. Exkursionen zwischen Maas, Mosel, Saar und Rhein. Trier, S. 309–333.

Geiger, Michael; Preuß, Günter; Rothenberger, Karl-Heinz (Hg.) 1985: Die Weinstraße. Ein Portrait einer Landschaft. Landau.

Geiger, Michael; Preuß, Günter; Rothenberger, Karl-Heinz (Hg.) 1987: Der Pfälzerwald. Portrait einer Landschaft. Landau.

Liedtke, Herbert; Marcinek, Joachim (Hg.) 2002: Physische Geographie Deutschlands. Gotha u.a.

Maschke, Joachim 2007: Tagesreisen der Deutschen. Teil 3 - 2006. München.

Mesplier, Alain 2008: Le tourisme en France. Etude régionale. 10. éd. Montreuil: Bréal.

Ott, Jürgen (Hg.) 2004: Biodiversität im Biosphärenreservat Pfälzerwald. Status und Perspektiven. Mainz.

Semmel, Arno 2002: Das Süddeutsche Stufenland mit seinen Grundgebirgsrändern. In: Liedtke, Herbert; Marcinek, Joachim (Hg.): Physische Geographie Deutschlands. Gotha u.a., S. 539–590.

Statistische Ämter der Großregion, diverse Statistiken.

Weiss, Arno 2004: Ziele und Zukunft des Biosphärenreservats Pfälzerwald-Nordvogesen. In: Ott, Jürgen (Hg.): Biodiversität im Biosphärenreservat Pfälzerwald. Status und Perspektiven. Mainz, S. 263–275.

Externe links 


 

Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen external link

Bundesamt für Naturschutz (BfN): Landschaftssteckbriefe external link

Europäischer Kulturpark Bliesbruck-Reinheim (frz.) external link 

Fremdenverkehrsamt der Region Lothringen 2008: Lorraine Pratique. Der praktische Reiseführer external link pdf

Gärten ohne Grenzen external link