Leprosorien
Leprosorien (Überblick)
Martin Uhrmacher (2010)
Quellen | Links |
Die Karte zeigt die Verbreitung von Leprosorien von ihren Anfängen im Frühmittelalter bis zum Verschwinden der Krankheit zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Bisher wurde nur der westliche Teil der Großregion untersucht. Die östlichen Teile werden in Kürze ergänzt.
Die Lepra ist eine Infektionskrankheit, die höchstwahrscheinlich aus dem Orient stammt und in Mitteleuropa von der Spätantike bis in die Neuzeit verbreitet war. In dieser Zeit bestanden die sogenannten Leprosorien als Institutionen, die speziell der Unterbringung und Versorgung Leprakranker dienten. Stärker als bei anderen Krankheiten hatte eine Infektion mit Lepra für die Betroffenen weitreichende rechtliche und soziale Folgen. Die strikte Absonderung der Erkrankten von der Bevölkerung galt als einzige Maßnahme, um einer Ausbreitung entgegenzuwirken. Für das Jahr 634 sind erstmals Leprosorien zur Aufnahme und Pflege von Aussätzigen in den Kathedralstädten Metz, Maastricht und Verdun belegt. |
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24jähriger mit lepromatöser Lepra, der schwersten Form der Erkrankung, um 1900
http://www.gr-atlas.uni.lu/index.php/de/articles/ge57/le205?task=view&id=1370#sigProId98fcfee082 |
Bis ins 12. Jahrhundert blieben die Leprosorien wohl auf die Bischofsstädte beschränkt. Die Mehrzahl der Aussätzigen lebte in dieser Zeit vermutlich als sogenannte "Feldsiechen" in einfachen Hütten außerhalb der Siedlungen, oder sie zogen als Wanderbettler herum. Ab dem Ende des 12. Jahrhunderts begannen viele Städte zur Unterbringung und Versorgung leprakranker Bürger mit dem Bau von Leprosorien vor ihren Mauern. Im Idealfall verfügten diese über eigene Kirchen bzw. Kapellen, Friedhöfe und Seelsorger. Die hierfür nötigen Finanzmittel standen aber nur in größeren Städten zur Verfügung. Trotz ihrer Lage außerhalb der Stadt sind Leprosorien wegen der vielfachen und engen beiderseitigen Bindungen zweifellos als städtische Einrichtungen anzusehen. |
Bis zum Jahr 1350 entstanden Leprosorien fast ausschließlich in den westlich an Frankreich angrenzenden Gebieten und entlang des Rheines, dem bedeutendsten Handelsweg im östlichen Teil der Großregion. Danach finden sie sich in großer Zahl auch in anderen verkehrsgeographisch und klimatisch begünstigten Regionen, vor allem entlang der Flüsse. Hier hatte sich bereits im hohen Mittelalter ein dichtes Netz von Klein- und Mittelstädten ausgebildet. In den Höhenlagen von Hunsrück, Eifel und Westerwald lassen sich hingegen fast keine Leprosorien nachweisen. Das Feldsiechentum scheint in diesen dörflich geprägten und nur dünn besiedelten Gebieten die vorherrschende Form der Isolierung Aussätziger geblieben zu sein. |
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Ehem. Leproserie, Cour des Prébendiers, Liègehttp://www.gr-atlas.uni.lu/index.php/de/articles/ge57/le205?task=view&id=1370#sigProId9e2bfdfd56 Foto: A. Charlier |
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Mit der Lepraklapper musste der Kranke seine Mitmenschen schon von weitem warnenhttp://www.gr-atlas.uni.lu/index.php/de/articles/ge57/le205?task=view&id=1370#sigProId8fa7c04a2e |
Ein allmählicher Rückgang der Lepra setzte ab der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts ein; er führte schließlich über einen Zeitraum von mehreren Jahrhunderten zum Verschwinden der Krankheit. Als Folge des Rückgangs der Lepraerkrankungen kam es zunächst verstärkt zur Unterbelegung und später zum Verfall, zur Auflösung oder zur Zweckentfremdung der Leprosorien. Die Einkünfte, Renten und Stiftungen der Einrichtungen fielen dann meist Hospitälern oder anderen sozialen Einrichtungen zu.
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