Trier-St. Jost
LE052 Trier-St. Jost
Trier/Biewer |
Topographische Lage Nördlich von Trier, am linken Moselufer unmittelbar vor der Ortschaft Biewer Urkundliche Ersterwähnung Gebäude Kapelle |
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Das ehemalige Trierer Leprosorium St. Jost nahe dem heutigen Stadtteil Biewer an der Mosel. Links Wohn- und Wirtschaftsgebäude, rechts die Kapelle mit doppelt gestaffelter Apsis und Dachreiter (ca. 1980). http://www.gr-atlas.uni.lu/index.php/de/articles/ge57/le205/ts207#sigProIdbf50108c31 Quelle: Pilgram, H. / Pilgram M. 1980, S. 43. |
Insassen Darüber hinaus bestand der Brauch, daß beim Eintritt in das Leprosorium ein gutes Essen ausgerichtet sowie jedem Insassen drei Albus gezahlt werden mußten. Die Hinterlassenschaft eines verstorbenen Pfründners fiel an die Bruderschaft, ebenso wie das bei der Aufnahme eingezahlte Geld. Verwaltung Verwaltung vor Ort, Bewirtschaftung des Grundbesitzes und Verpflegung der Kranken durch den Schellenknecht, den sogenannten "Klingelmann". Das Leprosorium verfügte über ein Siegel, das von den Provisoren geführt wurde, aber leider nicht erhalten ist. Es wird im Eschatokoll der Statuten von 1448 als "des vorg[enannt] huse (zu St. Jost) ingesiegell" angekündigt. Der fehlende Siegeleinschnitt zeigt jedoch, daß es sich um ein unbesiegeltes Revers der Originalurkunde handelt. |
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Die Trierer Leprosorien Estrich und St. Jost http://www.gr-atlas.uni.lu/index.php/de/articles/ge57/le205/ts207#sigProId0ada4403d9 Kartographie: M. Uhrmacher 2006 Kartengrundlage: Die Trierer Talweite während des Mittelalters. L. Clemens, Vallis Treverica – Skizzierung des Untersuchungsraumes. Quelle: Anton/Haverkamp 1996, S. 165 | Stiftungen und Schenkungen, Einkünfte und Besitz 29. Januar 1330: zwei Ohm Wein und zwei Malter Roggen durch den Propst von St. Simeon, Eberhard von Massu.28. Januar 1343: Johann Jakelonis, Dechant von St. Simeon, vermacht den Leprosen 5 solidi. 23. April 1379: Vermächtnis von 5 Pfund trierischer Denare durch den Archidiakon Arnold von Saarbrücken. 19. Februar 1380: Im Testament des Trierer Dompropstes Robert von Saarbrücken werden die Aussätzigen zu St. Jost mit 10 Pfund bedacht. 1422: 6 Pfund trierische Denare im Testament des Scholasters Arnold von Hohenecken. 24. Oktober 1427: 1 Gulden im Testament des Domvikars Heinrich von Bettenberg. 16. März 1445: 1 Gulden im Vermächtnis des Konrad von Braunsberg. Juni 1448: Den Leprosen wurde das Almosensammeln in der Kirche von dem trierischen geistlichen Offizial verboten. Es durften demnach keine Leprosen mehr die Kirche während des Gottesdienstes betreten oder in ihr verweilen; sie mußten vielmehr auf dem ihnen zugewiesenen Platz auf der Empore bleiben. |
Der Kaplan durfte als einziger die auf den Altären liegenden Almosen einsammeln, es wurde den Leprosen jedoch das Aufstellen eines Tisches vor der Kirche zum Empfang von Almosen gestattet; 1482/83: ein Malter Korn vom Sankt Jakobshospital. 29. November 1492: Papst Alexander VI. teilte dem Abt von St. Martin, dem Dekan und dem Offizial der Trierer Kirche die Klagen der Rektoren des Leprosenhauses St. Jodok bei Trier mit, daß der Rektor der Pfarrkirche in Wollmerath, Johann de Falkenborch, mit seinem Vater Johann Wollensleger jahrelang dem Leprosenhaus Geld entfremdet hat. Zwischen 1531 und 1540: Anlage eines Steinbruches im Weinberg nahe des Leprosoriums unter Kurfürst Johann von Metzenhausen (1531-1540), dadurch wurde der Weinberg vollkommen zerstört; als Entschädigung erhielt das Siechenhaus jährlich vom kurfürstlichen Kellner zu Pfalzel ein Ohm Wein. 1591: Aufnahmegebühr 12 Taler, 1737 Erhöhung um eine gute Kuh oder ersatzweise 5 Gulden. Außerdem mußten zur Aufnahme ein Essen ausgerichtet und jedem Insassen 3 Albus gezahlt werden. |
Zu Beginn des 18. Jhs. bestanden folgende jährliche Einkünfte und Renten: Ölzins im Wert von 24 Albus, ein Malter Korn vom Trierer Sankt Jakobshospital, ein Schweinskopf vom Kloster Oeren sowie monatlich 8 Albus von Bernkastel und ein Brot vom Deutschhaus. Grundbesitz: ein Kastanienwäldchen und ein Weinberg (Ertrag: acht Ohm) nahe beim Haus, eine Wiese im Biewertal (Ertrag: ca. drei Fuder Heu) und ein Weinberg bei Ruwer. Kurz vor der Weinlese durften die Leprosen "mit ihren Klappern" Almosen sammeln; sie erhielten auf diese Weise ca. ein bis eineinhalb Ohm (= ca. 150 bis 225 Liter). Zusätzlich sammelte der Schellenknecht für die Leprosen Almosen. Zur Vermeidung von Streitigkeiten hielten sich die Schellenknechte von Estrich und St. Jost an genau festgelegte Routen: Nach einer diesbezüglichen Regelung aus dem Jahre 1715 sammelte der Klingler von St. Jost montags, freitags und sonntags in Trier, samstags in Ehrang und Pfalzel sowie mittwochs alle 14 Tage abwechselnd im Amt Grimburg, oder in den Dörfern Schweich, Longen, Lörsch, Riol, Longuich, Kirsch, Kenn und Ruwer. |
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Statuten des Trierer Leprosoriums St. Jost von 1448, erlassen durch den Abt von St. Marienhttp://www.gr-atlas.uni.lu/index.php/de/articles/ge57/le205/ts207#sigProId1a15886d54 |
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Hausstatuten des Trierer Leprosoriums St. Jost von 1464 http://www.gr-atlas.uni.lu/index.php/de/articles/ge57/le205/ts207#sigProId03eb3e45d5 | Statuten 1464: Die Leprosen gaben sich selbst Hausstatuten. Lepraschau 1508: Das Untersuchungsgremium bestand aus einem studierten Arzt und zwei Scherern. 1529/30: Erstattung von Kosten des Untersuchungsgremiums wegen sieben durchgeführter Besehungen (vgl. auch den Ortsartikel Luxemburg). Trotz der kurfürstlichen Förderung blieb die Lepraschau in St. Jost regional beschränkt. |
Leprosenbruderschaft 1625 richteten die Leprosen aus dem Niedererzstift diesbezüglich eine Bittschrift an den Erzbischof. Darin baten die Leprosen um die Erlaubnis, ihre Zusammenkunft entweder in Kapellen (hier befand sich das Koblenzer Leprosorium) oder an einem anderen, bequemer zu erreichenden Ort abhalten zu dürfen. Als Gründe gaben sie die beschwerliche Reise und Einbrüche in ihre Häuser während der langen Abwesenheit an. Schließung |
Literatur
Anton, H.H. u. A. Haverkamp (Hg.): Trier im Mittelalter (2000 Jahre Trier 2) Trier 1996
BATR Best. 91, Nr. 128
LHAKo Best. 1 D Nr. 704, Nr. 709, Nr. 722, Nr. 893, Nr. 1149, Nr. 4413, S. 465-474, Nr. 4416, S. 849-869, Nr. 4420, S. 145-155; Best. 207, Nr. 425, Nr. 427; Best. 215, Nr. 273, 416 u. 417
StAT O 11; MRR 3, Nr. 1141
Rudolph, Quellen (Kurtrierische Städte), Nr. 139, S. 407-412
Clemens, Weinstadt, 306
Frohn, Aussatz (Rheinland), 57-62
Holbach, Stiftsgeistlichkeit., 320-321
Lager, Estrich u. St. Jost, 73-88
Matheus, Trier, 282, 287 u. 343
Schüller, Aussatz (Koblenz), 140
Simmert, St. Maria ad Martyres, 969-976
Staerk, Gutleuthäuser, 536f. u. 542-544.