Mobilitätspol LLW
Mobilitätspol Lothringen-Luxemburg-Wallonien
Christian Wille / Interregionale Arbeitsmarktbeobachtungsstelle
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Foto: C. Wille 2009
http://www.gr-atlas.uni.lu/index.php/de/articles/ar65/gg191/mobilitpol-llw-mainmenu-357?task=view&id=1577#sigProId800731d280 |
Der betrachtete Mobilitätspol "Lothringen – Luxemburg – Wallonien" konzentriert ca. 134 000 grenzüberschreitende Arbeitnehmer. Dabei handelt es sich in erster Linie um den seit den 1990er Jahren anwachsenden Strom der Grenzgänger aus Lothringen nach Luxemburg und um die stetig wachsende Grenzgängerbewegung aus Wallonien ins Großherzogtum. Ferner gilt es die grenzüberschreitenden Pendler zwischen Wallonien und dem benachbarten Frankreich zu berücksichtigen. So wächst der Strom der aus Frankreich kommenden Pendler nach Wallonien ungebrochen an, hingegen weisen die Grenzgängerzahlen aus Wallonien nach Frankreich lediglich einen moderaten Anstieg auf. Im Gegensatz zum Mobilitätspol "Saarland – Lothringen – Luxemburg – Rheinland-Pfalz" spielt hier das Großherzogtum eine weitaus bedeutendere Rolle als Arbeitsregion. Die insgesamt 146 669 nach Luxemburg einpendelnden Grenzgänger stellen ca. 43% der Erwerbstätigen des luxemburgischen Arbeitsmarkts, von denen die Hälfte aus Frankreich bzw. weitgehend aus Lothringen kommt. |
Die außergewöhnlich hohe Beschäftigung von Grenzgängern im zweitkleinsten Land Europas hat zu einer atypischen bzw. paradoxen Arbeitsmarktsituation geführt: Während sich die Gesamtbeschäftigung im Großherzogtum vor allem durch den Boom der unternehmensbezogenen Dienstleistungen in den letzten 25 Jahren mehr als verdoppelte, steigt wieder die Arbeitslosenquote, in welcher nur die Arbeitnehmer am Wohnort – und damit keine Grenzgänger – berücksichtigt werden. Bis Anfang der 1990er Jahre lag sie unter 2 Prozent, bereits Mitte der 1990er Jahre überschritt sie die 3 Prozent-Marke, um nach einer Erholung im Jahr 2003 – nach Einsetzen des Konjunkturumschwungs (2001) – bei 3,5 Prozent anzukommen. Seitdem wuchs die Quote trotz der Schaffung von 55 000 neuen Arbeitsplätzen auf 4,4 Prozent (2008) (Ministère du Travail et de l’Emploi 2008: 14). Diese zunächst paradox erscheinende Situation, welche sich aus einer steigenden Arbeitslosenquote bei einem durchschnittlichen jährlichen Beschäftigungswachstum von 3,8 Prozent (2004-2008) ergibt, kann nur unter Berücksichtigung der Grenzgänger erklärt werden, mit denen im betreffen Zeitraum im Schnitt zwei Drittel der neu geschaffenen Stellen besetzt wurden. |
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Luxemburgisch-wallonische Grenze bei Sterpenichhttp://www.gr-atlas.uni.lu/index.php/de/articles/ar65/gg191/mobilitpol-llw-mainmenu-357?task=view&id=1577#sigProIda58d39593a Foto: C. Wille 2009 |
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Heimkehrende Pendler abends an der luxemburgischen Grenzehttp://www.gr-atlas.uni.lu/index.php/de/articles/ar65/gg191/mobilitpol-llw-mainmenu-357?task=view&id=1577#sigProId28aa30188d Foto: C. Wille 2009 |
In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage nach einer möglichen Arbeitsplatzkonkurrenz zwischen Grenzgängern und ansässigen Arbeitskräften. Im Rahmen des Forschungsprojekts "IDENT – Identités socio-culturelles et politiques identitaires au Luxemburg" (Universität Luxemburg) wurde die Luxemburger Wohnbevölkerung mit der dargelegten "Problematik" in zugespitzter Form konfrontiert: Nehmen die Grenzgänger den Luxemburgern die Arbeitsplätze weg? Die Stellungnahmen der Interviewten zur vermeintlichen Arbeitsplatzkonkurrenz reichen von Ablehnung über Unentschlossenheit bis hin zur Ansicht, dass arbeitslose Luxemburger anstelle von Grenzgängern beschäftigt werden sollten. Differenzierte Argumentationen der Befragten drehen sich weitgehend um die Frage der Qualifikation und damit um das Passverhältnis zwischen Arbeitskräfteangebot und -nachfrage. Thematisiert wird der Umstand, dass die ansässigen Arbeitskräfte oftmals nicht über die notwendigen Qualifikationen verfügen, weshalb Unternehmen auf Grenzgänger zurückgreifen. |
Oder in anderen Worten: "Le travail frontalier constitue une réponse quantitative, mais aussi qualitative aux besoins du marché luxembourgeois" (Fehlen / Pigeron-Piroth 2009: 7). Damit wird deutlich, dass die von einigen Befragten geäußerte Arbeitsplatzkonkurrenz im Hinblick auf das Grenzgängerwesen weniger einem Verdrängungswettbewerb geschuldet ist, denn vielmehr den Matchingprozessen des Arbeitsmarkts, die den Blick auf die teilweise inadäquaten Qualifikationen der ansässigen Arbeitskräfte lenken. |
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Pendlerbus des wallonischen Unternehmens TEC am Luxemburger Hauptbahnhofhttp://www.gr-atlas.uni.lu/index.php/de/articles/ar65/gg191/mobilitpol-llw-mainmenu-357?task=view&id=1577#sigProId74f923137c Foto: Helfer 2009 |